Im Folgenden haben wir uns bemüht einige für uns wichtige Konstrukte, die das Themenfeld des Feminismus berühren, in Worte zu fassen. Die Festlegung bestimmter Begrifflichkeiten stellt natürlich immer nur einen Versuch dar, die Welt und ihre Strukturen für das menschliche Denken fassbar zu machen – deshalb handelt es sich bei den “Definitionen” auch ausdrücklich nicht um statisch festgelegtes Wissen, sondern sie unterliegen immer auch Veränderungsprozessen (persönlicher, gesellschaftlicher oder auch theoretischer Art).
Feminismus
Feminismus ist eine geistige Haltung und politische Bewegung, die für die soziale, kulturelle, politische und ökonomische Gleichstellung von allen Geschlechtern eintritt. Feminismus meint daher auch das Erkennen und Bekämpfen struktureller Diskriminierung von Frauen* in einer immer noch männlich dominerten Gesellschaft.
Allerdings gibt es nicht einfach DEN Feminismus, sondern eine Reihe von verschiedenen feministischen Strömungen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen und sich nicht unbedingt miteinander decken müssen.
Die strukturelle Diskriminierung von Frauen* kann mensch zudem nicht isoliert von anderen gesellschaftlichen Problemen und Strukturen betrachten, durch die bestimmte Gruppen diskriminiert werden, z.B. Rassismen oder Klassizismen.
Sex & Gender
Sex bezeichnet das biologische bzw. anatomische Geschlecht eines Menschen. Dieses wird aufgrund primärer und sekundärer körperlicher Merkmale bestimmt. Primäre Geschlechtsmerkmale bezeichnen die Geschlechtsorgane, die direkt an der Fortpflanzung beteiligt sind, z.B. Vagina, Penis, etc. Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind Merkmale, die nur indirekt an der Reproduktion beteiligt sind, wie z.B. die weibliche Brust. Diese Bestimmung muss jedoch nicht immer eindeutig ausfallen (siehe Intersexualität).
Gender hingegen bezeichnet die soziale Geschlechterrolle eines Menschen (häufig auch soziales Geschlecht genannt), die mit verschiedenen Verhaltensweisen und Eigenschaften in Zusammenhang gebracht wird. Es ist eine zugeschriebene Rolle oder Verhaltensweise, die auf Grundlage der biologischen Geschlechter gesellschaftlich konstruiert wird.
Die sprachliche Unterscheidung zwischen Sex und Gender gibt es in der deutschen Sprache nicht, beides wird mit Geschlecht übersetzt. Dies ist jedoch problematisch, da eine Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem (gefühltem) Geschlecht notwendig sein kann.
Gendern
Gendern ist der Versuch allen Geschlechtern in Wort und Schrift den gleichen Raum zu geben, indem mensch sich bemüht explizit alle biologischen Geschlechter anspricht (z.B. Schülerinnen und Schüler, SchülerInnen) oder auch das soziale Geschlecht einbezieht (z.B. Schüler*innen, Schüler_innen). Das Gendern mit Gendersternchen, wie wir es betreiben, soll zudem das binäre System (Mann/Frau) aufbrechen und Raum lassen für weitere Identifikationen (z.B. Transsexualität, Intersexualität). Das Sternchen wird im Computerbereich schon lange als Platzhalter genutzt und zeigt an, dass dort noch andere Zeichen stehen können. Wenn wir also Frau* schreiben, soll es vor allem zeigen, dass es sich um soziale Konstruktionen von Geschlechtern handelt, die sich voneinander unterscheiden können. Damit wollen wir alle ansprechen, die sich als Frau* fühlen.
Sexismus
Als Sexismus wird die auf das Geschlecht (lat. sexus) bezogene Diskriminierung bezeichnet. Unter dem Begriff werden Geschlechterstereotype, Affekte und Verhaltensweisen gefasst, die einen ungleichen sozialen Status von Menschen aufgrund ihres Geschlechts zur Folge haben oder darauf hinwirken.
Sexualität
Sexualität kann sich sowohl auf die zwischenmenschliche Sexualität beziehen, als auch auf das eigene Geschlechterzugehörigkeitsgefü hl. Im Folgenden möchten wir einige Begriffe aus dem Bereich Sexualität kurz erläutern.
Homosexualität: Sexualität zwischen zwei Menschen mit gleichem biologischem Geschlecht.
Heterosexualität: Sexualität zwischen zwei Menschen mit unterschiedlichem biologischem Geschlecht.
Intersexualität: Menschen, die genetisch, anatomisch oder hormonell nicht eindeutig einem biologischen Geschlecht zugeordnet werden können
Transsexualität: Menschen, die den Wunsch haben, einem anderen biologischen Geschlecht anzugehören und häufig das eigene anatomische Geschlecht aufzugeben.
Heteronormativität & Heterosexismus
Heteronormativität bezeichnet das System, das Heterosexualität als „normale“ Sexualität voraussetzt. Damit einher geht die Ablehnung und Abwertung anderer Sexualitäten, sowie deren Stereotypisierung und Diskriminierung.
Dies bezeichnet mensch als Heterosexismus, der sowohl auf gesellschaftlichen und institutionalisierten, als auch auf individuellen Annahmen und Taten beruhen kann. Heterosexualität wird damit als Norm verteidigt.
Patriarchat
Patriarchat („Väterherrschaft“) beschreibt eine Gesellschaftsstruktur, die maßgebend von Werten, Normen und Verhaltensmustern ausgeht, die von Vätern und Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert wird. Frauen* werden in einer patriarchalen Gesellschaft dementsprechend strukturell diskriminiert, ausgeschlossen und nicht mitgedacht.