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Redebeitrag vom 3.Oktober 2016

liebe Antifaschist*innen, liebe Freund*innen,
wir demonstrieren heute, weil wir die fremdenfeindliche, rassistische & nazistische Hetze unendlich satt haben – deshalb lautet auch das Motto heute: Schluss mit dem Nazischeiss!

In Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien wie die sogenannte Alternative für Deutschland, in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg Vorpommern und Berlin die 14 %-Marke knacken, scheint es leider nötiger denn je, vehement für eine Gesellschaft für alle einzutreten. Hat sich die AfD zu ihrer Anfangszeit noch als „eurokritische“ Partei der besorgten Bürger*innen darzustellen gewusst, scheint sie sich heute eindeutiger zu positionieren: sie mobilisiert nicht nur Wirtschaftsliberale & sogenannte Eurokritiker*innen, sondern auch Unterstützer*innen der Extremen Rechten. Mit diesem Klientel geht ein traditionelles und längst überholtes Familien & Frauenbild, welches vor dem vermeintlich bösem Gender Mainstreaming geschützt werden muss, & eine Ausblendung von Sexualitäten & Identitäten jenseits der heterosexuellen Norm einher. In ihrem Grundsatzprogramm¹ aus dem Jahr 2016 stellt die AfD die Ehe und Familie als „Keimzellen der bürgerlichen Gesellschaft“ dar – wobei unter Ehe immer eine heterosexuelle Partner*innenschaft zu verstehen & Familie als Kernfamilie mit Mutter, Vater und Kindern zu denken ist. Sie betonen ausdrücklich, dass jede Verbindung, die nicht zwischen Mann und Frau eingegangen wird, niemals die gleiche Anerkennung erlangen kann. Hinter restriktiven Forderungen wie „mehr Kinder statt Masseneinwanderung“ verstecken sich dann als Familienpolitik getarnte Ideen einer deutschen Volksgemeinschaft, die einen völkischen Nationalismus in Deutschland wieder aufleben lassen. Die Forderungen der AFD beziehen sich zudem z.B. auch auf den Sprachgebrauch – aus ihrer Sicht besteht keine Notwendigkeit einer reflektierten und gendersensiblen Sprache. Die Existenz verschiedenster Geschlechter wird so verschwiegen und missachtet. Sprache hat Auswirkungen auf unser Denken und unser Handeln. Wir finden es wichtig, uns mit den verschiedenen Formen von Sprache auseinanderzusetzen, um möglichst vielen Menschen Raum in und mit unseren Sprechakten zu geben und den Versuch zu starten den Unsichtbarmachungen von Personen z. B. aufgrund ihrer geschlechtlichen Identitäten entgegenzuwirken. Sprache schafft Realität und in der Realität, die die AfD durch ihre Sprache zu schaffen versucht, möchten wir nicht leben.

Eine ähnliche Position vertritt das Phänomen der PEGIDA, das sich dazu berufen fühlt deutsche Frauen* vor vermeintlich gefährlichen Migranten zu schützen. In ihrem Positionierungspapier² aus dem Jahr 2014 flennt PEGIDA aufgrund der von ihr imaginierten „nahezu schon zwanghafte[n], politisch korrekte[n] Geschlechtsneutralisierung“ der Sprache. Dass Sprache einerseits immer schon flexibel und wandelbar war, und andererseits auch Sprechakte gegen Diskriminierungen einen Gewinn für uns alle darstellen, scheinen auch die PEGIDA-Anhänger*innen nicht verstanden zu haben.

Ähnlich verhält es sich auch mit den lokalen Neonazis der Partei Die Rechte Hamm. In ihrem aktuellen bundesweiten Parteiprogramm³ stellt sie ihre Strategie der Emanzipation von Geschlechtern als Gleichberechtigung der Frau* durch die Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung dar. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um den Versuch Frauen* aus der privaten Sphäre von Care-Arbeit herauszuholen & in die öffentliche, immer noch männlich konnotierte, Arbeitssphäre einzubetten. Vielmehr sollen Frauen* durch einen sogenannten „Müttergehalt“ & eine damit einhergehende legitimierte Anerkennung von weiblicher Hausarbeit an Familie und Erziehung gebunden werden, um das Ideal der traditionellen Familie zu sichern.
Das Gefährliche an PEGDIDA, AfD und Co. ist für uns aber vor allem der Zuspruch aus der Mitte der Gesellschaft. Nicht ohne Grund hat die AFD in einigen Bundesländern einen Wahlerfolg aus dem Stand erreichen können: Menschen sehen ihre Inhalte, Einstellungen & Ressentiments in Landtagen und auf der Straße vertreten. Dies führt leider immer weiter zu einem Rückschritt im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit. Mehr Stimmen für diese Fraktionen bedeuten mehr Stimmen gegen ein selbstbestimmtes und freies Leben für uns alle.

Liebe Antifaschist*innen, wir sind heute hier zusammengekommen, weil wir es satt haben uns ständig gegen veraltete Traditionen und Geschlechterrollen behaupten zu müssen. Es nervt übersehen und untergeordnet zu werden, aber wir werden weiter kämpfen – Schluss mit dem Nazischeiss und her mit einer Gesellschaft, die für alle ist.

¹ https://cdn.afd.tools/sites/6/2016/05/28100239/2016-06-27_afd-grundsatzprogramm_web-version.pdf
² http://www.i-finger.de/pegida-positionspapier.pdf
³ http://worch.info/die-rechte/pdf/Parteiprogramm.pdf


Frauen*kampftag 2016

Mutige und selbstbewusste Frauen* feiern seit Jahrzehnten am 8. März den internationalen Frauen*kampftag. Clara Zetkin forderte bereits 1910 „keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“ für Frauen* weltweit. Lasst uns heute gemeinsam die Erfolge dieser kämpferischen Frauen* feiern! Wir freuen uns, dass es sie gab und gibt und dass sie durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit, trotz aller Widerstände, Geschichte geschrieben haben und weiterhin schreiben.

Reclaim Feminism

Heute müssen wir uns in anderen Kämpfen behaupten. Seit Beginn des Jahres zeigt sich wieder einmal der konsequente Rassismus und der strukturelle Sexismus der Mehrheitsbevölkerung. Opfer sexualisierter Gewalt erhalten in Deutschland und weltweit nicht ausreichend Schutz. Die Verfolgung der Täter*innen ist mangelhaft und Verurteilungen sind absolute Ausnahmen. Die Gesetzeslage hierzu ist katastrophal. Das Eindringen in den Körper eines anderen Menschen gegen deren ausdrücklichen Willen kann hierzulande gesetzeskonform sein. In einem Deutschland, in dem solche Gesetze herrschen, ist es nicht verwunderlich, dass die an Silvester vorgefallenen Übergriffe auf Frauen* lediglich zu einer abscheulich rassistischen Diskussion und menschenverachtenden Gesetzverschärfungen gegenüber Asylsuchenden führten. Das ist nicht unser Feminismus! Unser Feminismus kämpft für Gleichberechtigung und den Schutz von Schutzsuchenden, unser Feminismus ist antirassistisch. Unser Feminismus kennt keine Farbe der Haut, keine Herkunft, keine Grenzen.

Feminism for Everybody

Wir wollen heute allen Kämpfer*innen gegen menschenverachtendes Gedankengut und gegen tödliche Grenzen, allen mutigen Menschen, die sich für eine befreite Gesellschaft engagieren, und jeder Person, die sich nicht mit dem sexistischen Normalzustand zufrieden geben will, laut zu rufen: Wir feiern euch!

Unser Feminismus ist für alle da!


Redebeitrag vom 3.Oktober 2015

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Liebe Feminist*innen, liebe Freund*innen,
wir von ultraviolett* – feministische Frauen*gruppe aus Hamm – freuen uns heute mit euch auf der Straße zu sein, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und für die Unterstützung von Geflüchteten zu setzen!

Derzeit sind knapp 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Dies ist die höchste Zahl, die jemals verzeichnet wurde. Und sie wächst weiter. 2014 wurden ca 14 Millionen Menschen zur Flucht getrieben – viermal so viele wie noch 2010. Jeden Tag machen sich 43000 Menschen auf den Weg auf der Suche nach Frieden, Sicherheit und einem neuen Leben. Mindestens 50 Prozent aller Flüchtlinge sind Frauen* und Mädchen*. Der Anteil weiblicher Geflüchteter die in Deutschland ankommen, liegt jedoch nur bei 25%, so dass sich in den Köpfen der meisten Deutschen der Stereotyp vom jungen, männlichen Flüchtling festgesetzt hat. Welche Probleme und Hürden führen also dazu, dass Frauen* es meistens nicht bis nach Europa schaffen?
Die Auflösung sozialer Strukturen einer Gesellschaft führt zur Zunahme der Gewaltbereitschaft. In vielen Bürgerkriegen gehören systematische Vergewaltigung von Frauen* und Mädchen* zur erklärten Kriegsstrategie. Frauen* verlassen ihre Heimat meist allein mit den Kindern und älteren Familienangehörigen weil ihre Ehemänner, Väter oder Brüder getötet, gefangengenommen oder als Rebellen oder Soldaten eingezogen wurden. Unter schwierigsten Bedingungen sichern diese Frauen* das Überleben ihrer Familien.
Aber sie sind nicht nur in Kriegs- oder Konfliktsituationen von Gewalt bedroht. Die spezifischen Fluchtgründe, rühren meistens daher, dass Frauen* den engen Rahmen ihrer gesellschaftlich zugewiesenen Rolle nicht einhalten können. Die fehlende Möglichkeit über sich selbst und den eigenen Körper zu bestimmen, sowie Unterdrückungsmechanismen, auch seitens der eigenen Familie, führen dazu, dass sich Frauen* auf eine gefährliche Flucht einlassen. Sie fliehen größtenteils vor nichtstaatlichen Repressionen wie zum Beispiel Zwangsverheiratung, Witwenverbrennung, Genitalverstümmelung und Zwangsprostitution. Verfolgung wird also meist an Normen geknüpft, die eng mit ihrer Sexualität und dem Ehranspruch der Familie zusammenhängen.

Ist die Flucht aus den Wirkungskreisen der Unterdrücker*innen gelungen, bleibt der weite Weg nach Europa, dennoch fast unmöglich. Da Frauen* selten allein und oft mit Kindern und Älteren reisen, führt ihre Flucht sie oft in nahegelegene Gebiete oder in Nachbarstaaten. Sie gehören also zu den Binnenvertriebenen. Da sie keine Landesgrenzen überschreiten, sind sie nicht durch internationale Abkommen geschützt, obwohl sie sich in sehr ähnlichen Situationen befinden, wie andere Geflüchtete. Die meisten Binnenvertriebenen leben in den Ländern Syrien, Kolumbien und Irak.
Frauen* wird während und nach der Flucht kein Schutzraum geboten. Die Lager sind meist überfüllt und schlecht ausgestattet. Frauen*, die mit ihrer Familie reisen, jedoch nicht in Begleitung eines männlichen Oberhauptes sind, haben Probleme als Haushalt anerkannt zu werden – dies führt dazu dass sie bei der Verteilung von Hilfsgütern und Lebensmitteln nicht beachtet werden. Schlechte Lichtverhältnisse bei Nacht, ungenügender Schutz vor Eindringlingen von außen und abgelegene sanitäre Anlagen führen außerdem dazu, dass Frauen* in ständiger Angst vor sexualisierten Übergriffen leben. Tatsächlich erfahren 70 % von ihnen sexualisierte Gewalt während ihrer Flucht.

Sollten Frauen* es doch über das Mittelmeer nach Europa schaffen, erwarten sie hier flüchtlingsfeindliche Hetze und rassistisch-sexistische Gesetze. Anspruch auf Asyl erhalten nur Menschen, welche vom Staat ausgehender Gewalt fliehen. Krasse Patriarchale Zustände und sexistische Gesetzgebungen sind nicht Grund genug, um in Deutschland ein neues Leben beginnen zu dürfen. Frauen*, die vor ehrbezogener Gewalt aus der eigenen Familie geflohen sind, fallen also nicht unter das Asylschutzgesetz, da dieses den Behörden zu Spielraum lässt bei der Entscheidung über angemessene Fluchtgründe.
Auch in Deutschland gibt es keine geschlechtsspezifische Betreuung von Asylsuchenden. Die unterschiedlichen Traumata der Menschen bleiben oft unzureichend behandelt. Frauen*, die sich im Migrationsprozess befinden, sind noch häufiger Gewaltsituationen ausgesetzt und haben oft weniger Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Diese verstärkte Verletzbarkeit liegt unter anderem daran, dass viele sich ihrer Rechte nicht bewusst sind, sich nicht informieren können bzw. sozial isoliert sind.
Wir von ultraviolett* fordern deshalb eine menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten, welche sich auch an geschlechtsspezifischen Belangen orientiert. Vertriebene sind keine homogene Gruppe, sie haben individuelle Bedürfnisse und verdienen das Recht, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Es gibt zu wenig Infrastruktur und Sozialarbeiter*innen und der Staat ist hier dazu aufgerufen, mehr Mittel zu investieren. Geflüchtete brauchen geschützten Wohnraum, um hier mit ihren Familien ein sicheres Leben zu führen.
Aber wir fordern vor allem ein uneingeschränktes Bleiberecht für alle und damit auch ein Stop der Illegalisierung von Menschen*!* Ein geopolitischer Lösungsansatz weltweiter Konflikte, welche Hauptgrund für die Flüchtlingsströme sind, muss eine Staatengemeinschaft zu leisten bereit sein.

Gemeinsam stehen wir heute auf der Straße, um Solidarität zu zeigen. Wir wollen die menschenunwürdigen Zustände, in denen Geflüchtete leben, nicht länger akzeptieren. Wir wollen nicht länger aktzeptieren, was die Rhetorik der herrschenden Politik aus Geflüchteten macht. Geflüchtete sind nicht *Verursacher*innen* dieser Krise. Die Ignoranz, Abschottung und der Egoismus der westlichen Welt sind der Grund für das was wir heute Flüchtlingskrise nennen.

Flüchtlinge sind nicht das Problem, das Problem heißt Rassismus. Denn ein befreites und sicheres Leben ist für alle möglich!


Frauen*kampftag 2015

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„Heraus mit dem Frauenwahlrecht!“ – vor über hundert Jahren kämpften engagierte Frauen* aller Sozial- und Altersschichten für ihr fundamentales Recht auf politische Mitbestimmung. Für ihr Recht zur Wahlurne zu schreiten und eine Stimme abzugeben, welche Gewicht hat. Die Idee des internationalen Frauen*kampftages begann mit Clara Zetkin 1911 und auch heute noch ist dieses Datum für Frauen* weltweit ein Grund auf die Straße zu gehen, zu kämpfen, zu feiern.
Wir wollen die Wichtigkeit und Bedeutung dieses historischen Tages hervorheben und dabei auf die Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam machen!

Das Selbstbestimmungsrecht der Frau*, das Recht darauf über ihren eigenen Körper zu entscheiden wird in unserer heutigen Gesellschaft nicht nur immer wieder in Frage gestellt, sondern von allen Seiten regelrecht attackiert. Ob aus religiösen, persönlichen oder politischen Gründen, stets wird der weibliche Körper in den Mittelpunkt von Anfeindungen gerückt. Die Intimsphäre der Frau*, wird zur gesellschaftlichen Schaubühne, an der sich Ehre und Anstand messen lassen.
Das moderne Frauen*bild schlägt sich in so gut wie allen Medien und Werbungen nieder und die Botschaft ist eindeutig: Sex sells. Aber nicht nur, dass diese unerreichbaren Idealbilder von Schönheit und wie ein Körper auszusehen hat, bereits Elfjährige in den Diätwahnsinn treibt, auch die Zahl von sexuellen Übergriffen hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. In der EU hat jede dritte Frau* seit dem Alter von 15 Jahren eine Form des körperlichen und/oder sexuellen Übergriffs erlebt. Ein Fünftel der Frauen* in einer heterosexuellen Beziehung geben an, dass es in dieser ebenfalls zu gewalttätigen Übergriffen gekommen ist, wie eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zu Gewalt gegen Frauen* belegt. Trotz dieser erschreckenden Zahlen sieht sich die derzeitige Bundesregierung und insbesondere Justizminister Heiko Maas nicht in der Pflicht zu handeln. Der Paragraph 177 im Strafgesetzbuch verlangt für eine Vergewaltigung stets körperliche Gewalt. Ein NEIN reicht nicht aus. Im August 2014 ist die Istanbulkonvention ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen* und häuslicher Gewalt in Kraft getreten. Deutschland hat dieses Papier, welches bereits 2011 ausgearbeitet wurde, zwar unterschrieben, jedoch nicht ratifiziert. Das Justizministerium sieht hier keinen Handlungsbedarf.

Der Umgang unserer derzeitigen Regierung mit dem wachsenden Problem der sexuellen Übergriffe ist inakzeptabel. Wir fordern eine Änderung der staatlichen Definition von Vergewaltigung und eine Justiz, die sich stärker mit diesem Problem und der Opferperspektive befasst! Denn Nein heißt Nein.

Heute ist der Internationale Frauen*kampftag! Ein Tag, an dem wir zusammen stehen wollen und stolz auf uns und unsere Körper sind. Fernab von zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu blond oder brünett und was es nicht noch alles für verquere Vorstellungen von Weiblichkeit gibt. Gemeinsam können wir kämpfen, gemeinsam wollen wir unsere Stimmen erheben.

Für den Feminismus, für die Freiheit!


Redebeitrag von der Anti-Pegida-Demo vom 9. Februar 2015

Liebe Feminist*innen, liebe Freund*innen,
Wir sind wütend. Wütend und schockiert über rassistische Hetze gegen Geflüchtete, über islamfeindliche Stimmungsmache, über den sexistischen Müll der seit Wochen durch die Medien geistert. Wir sind wütend auf den Haufen Deutscher, die unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit einen rigorosen Angriff auf unsere persönliche Freiheit gestartet haben. Wir sind wütend auf PEGIDA – nennen wir diesen populistischen Dreck beim Namen.
Seit den ersten Demonstrationen im Oktober, auf denen organisierte Nazis neben der sonst so gleichgültigen bürgerlichen Masse marschierten, sollte allen hier klar sein: Eine bürgerliche, weltoffene Mitte ist nur eine Farce – ein selbstkonstruiertes Bild, dem sich eben diese Mitte nur allzu gern hingegeben hat.
Wie sonst ist der schnelle Erfolg der selbsternannten Bewegung zu erklären? Was als Flamme begonnen hat, ist nun ein rassistisches Inferno. In vielen Städten gründeten sich eigene Pegida Gruppen. So auch in Hamm.
Hammgida war der Versuch auch hier ein Sammelbecken für Nationalist*innen zu schaffen. Eine Facebookseite mit ca. 350 Unterstützer*innen die sich innerhalb der ersten Tage der Erstellung fanden, belegt worauf der Haekelclub590 und seine Bündnispartner schon lange aufmerksam machen: Die bürgerliche Mitte Hamms ist offen für rechten Populismus und willig ihn zu verbreiten.

Rassistische und menschenfeindliche Hetze muss enttarnt werden. Seit vielen Jahren schon übernehmen der Haekelclub590 und seine Bündnispartner diese Aufgabe in Hamm. Die jährliche Gegendemonstration zum Naziaufmarsch in Hamm erfreut sich immer mehr Teilnehmenden. Das ist gut, das freut uns! Aber das ist eben nicht genug! Unser letztes Motto war „Entschlossen gegen rechtes Gedankengut – vom Stadtrat bis zum Stammtisch“. Diese Worte hatten Gewicht, denn das, was sich vor unseren Augen auftut, ist eben nicht die Demonstration von ein paar hirnverbrannten Nazis. Nein, diese Hetze kommt aus der Mitte. Einer Mitte die es als „normal“ ansieht, dass jede*r Dritte der Ansicht ist, dass Ausländer*innen lediglich den Sozialstaat ausnutzen, wie die neue Studie der Friedrich Ebert Stiftung zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland belegt.
Es werden feindselige Zustände produziert: PEGIDA – hasserfüllte so genannte „Wutbürger*innen“ proben den Aufstand gegen das System. Montag für Montag gehen sie auf die Straße und brüllen ihre Parolen, beschimpfen dabei Geflüchtete, die „Lügenpresse“ und Andersdenkende. Der Proteststurm, der schon lange im Internet tobt, hat seinen Weg auf die Straße gefunden. Die Verschwörungstheorie ist zur alles erklärenden Weltformel geworden, eine simple Lösung in einer immer komplexer und somit undurchschaubar werdenden geopolitischen Lage. Diese will die Pegida für ihre Unterstützer*innen und wahrscheinlich auch den Rest der Welt aufschlüsseln und dabei ihren eigenen Standpunkt klar machen:
Ein am 10.12.14 erschienenes Positionspapier der Pegida, soll die so genannte Bürger*innenbewegung erklären. Es ist ein 19 Punkte umfassendes Pamphlet populistischer Hetze. In schönen Worten formuliert wird dem Rassimus ein Deckmantel umgelegt, der ihn mehrheitsfähig machen soll. Große Worte nehmen sie in den Mund, reden von Menschenpflicht und Null-Toleranz. Uns kommt das Essen wieder hoch bei solchen Forderungen, Forderungen von Deutschen. Von Deutschen, die seit 2013 einen Prozess gegen Faschist*innen führen, die über zehn Jahre lang skrupellos Ausländer*innen töteten, unentdeckt von der Polizei.
Aber eben auch von Deutschen, die zusehends undemokratischer werden, mehr als 70 Prozent glauben mittlerweile nicht mehr daran, dass Politiker*innen und große Parteien sich noch um ihre Belange scheren. Wirtschaftliche Sicherheit – das ist das Zauberwort an dieser Stelle. In einer globalisierten Welt wird diese ökonomische Absicherung immer wichtiger, da kann über die Verletzung der fundamentalen Grundrechte gerne hinweggeschaut werden. Hauptsache kein Mensch mit deutschem Pass muss teilen, was auf dem Teller liegt, über dessen Rand er*sie so selten schauen.

Wir sind eine feministische Frauen*gruppe – Ultraviolett*. Wir wollen für mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung eintreten. Für ein befreites Leben jenseits von sex und gender, immer mit dem festen Glauben im Herzen, dass eine andere Welt möglich ist und dass wir sie möglich machen können. Molière sagte „Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“. In diesem Sinne können wir nicht schweigen. Nicht angesichts, dieses Mobs, der sich in Dresden und anderswo Montag für Montag formiert und die Straßen verpestet mit seiner widerlichen Weltansicht, einen alleinigen Besitzanspruch postuliert auf ein schönes Leben und Wohlstand immer nur für die eigene Gruppe fordert. Dabei schauen sie so gönnerhaft auf Menschen in Not hinab, glauben sie könnten Maßstäbe dafür setzen, wie schlimm genug ein Leiden sein muss, um im glorreichen Deutschland willkommen zu sein. Dieses glorreiche Deutschland, welches wegen seines Faschismus schon einmal gebrannt hat – brennen musste.

Traditionen und konservative Wertvorstellungen versucht die PEGIDA als Kultur des Abendlandes zu verkaufen. Sie manifestiert damit die Herrschaft des Patriachats, oder um es im netten PEGIDA Plauderton auszudrücken, der „traditionellen Familie“. De facto geht es in dieser kleinbürgerlichen Vorstellung von Mutter-Vater-Kind jedoch um die männliche Herrschaft über das Weibliche. Es geht darum, Geschlechterstereotype zu reproduzieren, und die Vorstellung, dass das Geschlecht niemals eine relevante Kategorie in der Frage von Stellung in der Gesellschaft spielen darf zu nivellieren.
Dabei gibt sich dieser degradierte Haufen vermeintlich emanzipatorisch . In seinem Programm äußert er seine Zustimmung zur sexuellen Selbstbestimmung der Frau*. Dahinter steckt die rassistische Annahme, weißen Frauen* würde von fremden Männern* eine frigide Sexualmoral vorgeschrieben werden. Diese schließt Verschleierung und vermeintliche Unterdrückungsmechanismen der weiblichen Sexualität im Islam ein. Es muss klar gestellt werden, dass es der PEGIDA hier zu keinem Zeitpunkt darum geht, eine wirkliche Befreiung der Frau* zu erwirken. Sie soll nicht wirklich gleichgestellt werden neben ihre männlichen Genossen.

Was wir wollen und mit Vehemenz fordern, ist, dass es Frauen* möglich sein soll ihre Sexualität offen auszuleben, ohne Diffamierung oder Scham zu erleben. Was die PEGIDA will, ist, dass deutsche Frauen* sich mit deutschen Männern* vereinen. Ein einziger Blick auf die Kommentare von PEGIDA Anhänger*innen genügt, um festzustellen, dass hier die Angst wütet einen vermeintlichen „Rassenkrieg“ zu verlieren.
Was sich hier auftut, ist ein klassischer Fall von Sexismus gepaart mit Rassismus. Auf der einen Seite wird die Frau* in ihrer Opferrolle wahrgenommen, sie und ihre sexuelle Integrität müssen beschützt werden vor fremden Angriffen von außen. Diese Art von Kavaliersverhalten soll Frauen* nicht stärken, sondern in ihre klassischen Rollenbilder zurückdrängen. In diesen sollen sie dann wohlbehütet vom starken Mann*, sprich ohne Selbstbestimmung, als Keimzelle des Faschismus dienen – dem Patriachat dienen.
Wir können uns die Mühe sparen, die billige Tour, die die PEGIDA da fährt, zu enttarnen. Sie tut es nämlich schon selbst. Wo sie auf der einen Seite die starke, sexuell selbstbestimmte Frau* fordert, nimmt sie ihr auf der anderen Seite, das Recht sich frei zu äußern.
Jeder Mensch hat das Recht Raum zu fordern! Einen sicheren Raum für Bedürfnisse, frei von Hierarchien. Genauso viel Platz in der Gesellschaft zu bekommen, wie er benötigt, um sich respektiert zu fühlen. Und alle Facetten seiner Persönlichkeit auszuleben. „Gendermainstreaming“ – ein Oberbegriff für den Versuch die Gleichstellung der Geschlechter mehr in den Fokus zu rücken – ist ein Anfang dafür, die oben genannten Bedingungen für alle Mitglieder dieser Gesellschaft möglich zu machen. Die PEGIDA ist dagegen und hebt den Aspekt der Sprache dabei besonders hervor. Wir aber glauben, dass mensch so wie mensch spricht auch denkt. Und in unserer Sprache gibt es eben nur das Universelle Männliche und das Weibliche wird an den Rand gedrängt. Es wird der Raum genommen sich zu entfalten. Und diese Verweigerung von Platz beginnt bei der Sprache und endet in Chefetagen, in denen kein einziges weibliches Mitglied sitzt. Hier genauso ungehört wie in den Ohren dieser deutsch sprechenden Nation. Hier zeigt sich, dass es nicht weit her ist mit der Emanzipation der PEGIDA. Aber wir wollen uns aus dieser Unterdrückung befreien. Die sexistischen Alltagszustände anprangern, für ein befreites Leben kämpfen!

Wir sind immer noch wütend! Und wir wollen was verändern, gemeinsam etwas verändern. Wir wollen dem Faschismus entgegen treten, immer und überall!

Für den Feminismus streiten, für die befreite Gesellschaft kämpfen!
Gegen diesen sexistischen Dreck auf die Straße gehen und sie zurück erobern. Denn diese Straßen gehören uns allen und sie gehören den unterdrückten Massen, dies ist der Ort an dem sie ihre Stimmen erheben sollen. Und wir werden dabei sein. Denn wir sind bereit.
Für Toleranz und für die Freiheit!