Liebe Freund*innen, liebe Antifaschist*innen,
wir stehen heute gemeinsam auf der Straße, um gegen Faschist*innen Widerstand zu leisten. Wir wollen Widerstand leisten gegen Menschen, die jeden Tag aufs Neue versuchen unsere Freiheit mit ihrer menschenverachtenden Ideologie zu untergraben.
Am 4. Juni haben Neonazis rund um den sogenannten Tag der Deutschen Zukunft eine Demonstration in Dortmund angemeldet. Dort wollen sie einen migrantisch geprägten Stadtteil als Kulisse nutzen, um Deutschlands Zukunft vor herbeifantasierter Überfremdung zu schützen. Die Neonazi-Szene NRWs ist gut vernetzt, die Nazis in Hamm fungierten in der Vergangenheit bereits als Knotenpunkt der landesweiten rechten Strukturen. Die Hammer und die Dortmunder Szene stehen hierbei in besonders enger Verbindung zueinander – so ist der heutige Aufmarsch der Rechten in Hamm Teil der Werbekampagne für den 4.Juni in Dortmund.
Die Rhetorik einer vermeintlichen Überfremdung NRWs ist jedoch keinesfalls der extremen Rechten vorbehalten. Faschist*innen bewegen sich zurzeit durch ein Fahrwasser gesellschaftlichen Rassismus`, der Normalzustand geworden ist. Ein Normalzustand für ein Deutschland, in dem Flüchtlingsheime brennen und Asylsuchende Gewalt unter dem Jubeln einer Menge erfahren, die sich selbst als die deutsche Volksgemeinschaft inszeniert. Diese Deutschen sind der rassistische Auswuchs, der sich in der Mitte der Gesellschaft nicht eingenistet hat – nein, er ist aus ihr entstanden. Denn, auch wenn die Gestalten, die sich am Samstag in Dortmund versammeln werden, stets als Randphänomen abgetan werden, muss klar und deutlich gesagt werden: der Rassismus den Geflüchtete, Migrant*innen & Ausländer*innen jeden Tag aufs Neue erfahren, kommt aus einer latent fremdenfeindlichen Mitte.
Ein Deutschland, in dem jeder 4. Mensch in Sachsen die rechtspopulistische AfD gewählt hat, kann sich keine Willkommenskultur auf die Fahne schreiben. Diese Inszenierung wirkt umso widerlicher, wenn mensch die letzten Asylrechtsverschärfungen in Betracht zieht – strukturelle Gewalt tötet hier wie auch der Krieg in den Ländern, aus denen die kommen, denen wir Schutz bieten müssten. Abschiebung, verbarrikadierte Grenzen, Lagerstrukturen & die Festung Europa stehen für Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt. Während rassistische Parteien in jedem europäischen Land Zulauf erfahren, harren Geflüchtete in Camps aus, werden dort jeglicher Menschenwürde beraubt. Statt Verantwortung zu übernehmen, legt sich Europa eine faschistoide Partei nach der anderen zu und bangt um seinen Wohlstand – einen Wohlstand, den es sich mit Kriegen verdient hat.
Aber mit Rassismus kann die Bevölkerung umgehen, er gibt ihnen Halt. Dann kann sich der Durchschnitts Dummdeutsche auf die eigenen Werte besinnen. Und so entstehen in Hamm, wie deutschlandweit, Bürgerwehren und ähnlich menschenverachtende Zusammenschlüsse. Hier geben sich Sexismus und Rassismus die Klinke in die Hand, als Beschützer*in fühlt mensch sich wohl, die Beine breitbeinig unter den Stammtisch gestellt. Das ist nicht die Welt, die wir wollen – wir wollen für ein befreites Leben kämpfen, in dem jeder Mensch leben kann ohne Gewalt zu erfahren, ob durch den Staat oder durch die eigenen Nachbar*innen.
Deshalb wollen wir weiter kämpfen und auf die Straße gehen, um den Faschist*innen keinen Meter zu lassen. Widerstand ist Pflicht, heute und nächsten Samstag, immer und überall.
Keinen Tag der deutschen Zukunft, nicht in Dortmund, nicht in Hamm oder anderswo.