Frauen*kampftag 2017 [Bielefeld]

„Der 8. März ist ein feministischer Tag, denn es ist der internationale Weltfrauen*kampftag. Dieser Tag steht für den Kampf gegen das Patriarchat, Sexismus und die systematische Ausbeutung von Frauen*.Vor 100 Jahren gingen die Frauen* auf die Straße, um für das Wahlrecht und Gleichberechtigung zu kämpfen. Heute sind viele der Forderungen immer noch aktuell, auch wenn sich die Kampflinien verschoben haben.

Wir leben in einer Gesellschaft, die durchdrungen ist von patriarchalen Strukturen. Diese Strukturen ordnen Menschenleben in höher- oder minderwertig ein (z.B. Schwarz oder weiß, arm oder reich, vermeintlich stark oder schwach, Mann oder Frau). Sie sind zerstörerisch und ausbeutend. Sie sind Grundlage dafür, dass sich die Diskriminierung, Benachteiligung und die psychische wie auch körperliche Gewalt gegenüber Frauen* fortsetzt. Statistisch gesehen ist jede dritte Frau von sexualisierter Gewalt betroffen.
Schau Dich um, zähl bis drei und verstehe, wie viel das ist…
Wir kämpfen gemeinsam dagegen, dass wir belächelt, benutzt, verdrängt, fremdbestimmt, geschlagen und vergewaltigt werden, egal ob zu Hause, in der Öffentlichkeit oder anderswo!

Wir werden so lange diesen Tag begehen, bis Gleichberechtigung hergestellt ist!
Wir stellen uns gegen jede Ungleichheit und Benachteiligung von Frauen*.

Das Patriarchat ist Überall!
Es ist in der Arbeitswelt zu finden, wenn Arbeitsteilung sexistisch motiviert ist und die sogenannten Frauen*berufe und -aufgaben entwertet und/oder schlechter bezahlt werden oder im Falle der Hausarbeit gar nicht erst gesehen werden.

Es ist in der ganzen Welt zu finden!
In Polen gehen Frauen* auf die Straße, um für das Recht der Abtreibung zu kämpfen. Reproduktive Rechte wie sexuelle Selbstbestimmung, das Recht auf Familienplanung, Gesundheitsvorsorge und Abtreibung sind grundlegend und sollten für Frauen* auf der ganzen Welt erkämpft werden!
In Argentinien kämpfen hunderttausende Frauen* gegen Gewalt und Morde gegenüber Frauen* an und legen ganze Städte lahm.
In Rojava erkämpfen Frauen* eine demokratische Gesellschaft und leisten Widerstand gegen den sexistischen Normalzustand.
In einer Welt, in der Abschottungspolitik Ausbeutung, Flucht und Unterdrückung herrscht, sehen wir rechtspopulistische und antifeministische Haltungen an Boden gewinnen, die diese Prozesse unterstützen und vorantreiben. Es gilt sich ihnen mit aller Kraft entgegenzustellen!

Im Kampf gegen das Patriarchat und solidarisch mit den Frauen*Kämpfen auf der ganzen Welt gehen wir am 8. März gemeinsam auf die Straße.

Denn das Patriarchat ist überall!
Gegen Unterdrückung und Gewaltherrschaft!
Für das gute Leben für Alle überall!
Für geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung!
Jin! Jiyan! Azadî!

Open to all gender – we should all be femnists!

Wenn wir von Frauen* sprechen, schließen wir Trans*- und Inter*-Menschen und diejenigen, die sich nicht als Frauen verstehen, aber von sexistischer Diskriminierung betroffen sind, mit ein. Die Lebensrealititäten von LesbianGayBisexuellTransInterQueer’s sind geprägt von Ausgrenzung, Diskriminierung, Verfolgung bis hin zu körperlicher Gewalt. Wir wählen den Begriff Frauen*kampftag, um an frühere feministische Kämpfe anzuknüpfen.“

Gegen 1000 Kreuze [18. März 2017]

„Auch im März 2017 werden an einem Samstag wieder fundamentalistische Christ*innen mit weißen Holzkreuzen durch Münster marschieren. Unter dem Motto „1000-Kreuze-für-das-Leben“ demonstrieren sie mit ihrem Gebetszug vor allem gegen ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch und damit gegen das Selbstbestimmungsrecht von schwangeren Personen. Die 1000 Kreuze sollen sinnbildlich für die, so behaupten sie, 1000 am Tag abgetriebenen Föten stehen. Diese Zahl ist absolut haltlos.

Das politische und christlich-religiöse Spektrum der Teilnehmer*innen ist breit gefächert. Das mit dem Gebetszug propagierte Weltbild impliziert reaktionäre Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und Familienleben: Queere Identitäten werden abgelehnt, Homosexualität und alle Formen des Begehrens abseits der heterosexuellen Zweierbeziehung verachtet. Sex soll vorallem der Fortpflanzung dienen und in der Ehe stattfinden. Deswegen werden auch Verhütungsmittel von einem Teil der Abtreibungsgegner*innen abgelehnt.
Alle Teilnehmenden des sogenannten „Gebetszugs“ vereint ein zweifelhafter Lebensschutzgedanke. Das Leben, das es für sie zu schützen gilt, ist das eines Fötus, nicht das der schwangeren Person.
In ihrer Argumentation setzen sie selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche mit der vom NS-Staat organisierten und durchgeführten ‚Euthanasie‘ gleich. ‚Euthanasie‘ war die systematische Ermordung von als ‚unwertes Leben‘ kategorisierten Menschen seitens der Nationalsozialist*innen. Als „unwert“ wurden Menschen mit sogenannter „körperlicher“ und/oder „geistiger bzw. psychischer Beeinträchtigung“ erklärt.
Anknüpfungspunkt für die fundamentalistischen Christ*innen ist der Umstand, dass mit Hilfe von selektiver Pränataldiagnostik immer häufiger nach sog. von der Norm abweichende Föten, gesucht wird. Diese Untersuchungen setzten schwangere Personen unter Druck, nur vermeintlich „gesunde“ Föten auszutragen. Tatsächlich ist die Kritik an vorgeburtlichen Untersuchungen angebracht, die ausschließlich der Selektion von Embryonen mit möglicher „Behinderung“ dienen. Es ist falsch, Frauen*rechte und Rechte von Menschen mit „Behinderungen“ gegeneinander auszuspielen.

Zudem beruft sich ein Teil der selbsternannten ‚Lebensschützer*innen‘ auf völkische Argumentationsmuster : Durch Schwangerschaftsabbrüche sterbe das ‚deutsche Volk‘ aus(wahlweise auch das ‚europäische Volk‘) oder gerate in die Minderheit. Weil diese Vorstellung sich mit den „Islamisierungsängsten“ von Rechtspopulist*innen und „Besorgten Bürger*innen“ überschneidet, ziehen Veranstaltungen wie der sogenannte Gebetszug auch immer wieder Personen und Gruppen aus dem völkisch-rechten Spektrum, wie zum Beispiel Identitäre Bewegung, Neonazis und AFD, an.

Die Bundestagswahl und verschiedene Landtagswahlen stehen an. Mit der AfD zieht wahrscheinlich eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag ein, die in den aktuellen rassistischen Diskussionen um Flucht und Migration massiv Stimmung macht. Neben ihrem – mal mehr, mal weniger – offen formuliertem Rassismus und ihren neoliberalen Forderungen setzt die Partei auch auf eine reaktionäre Geschlechter– und Familienpolitik. Ihre Forderungen richten sich gegen alternative Lebens- und Familienmodelle, gegen einen von ihnen als „Genderismus“ bezeichnete, Gleichstellungspolitik in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, und auch das Thema Schwangerschaftsabbruch ist Teil ihrer Agenda. Teile der AFD möchten zu einem vollständigen Abtreibungsverbot zurück und fordern eine „Willkommenskultur für Neu- und Ungeborene“. Sie stellen sich gegen jegliche Finanzierung von Abbrüchen durch den Staat. Diese Haltung fügt sich in ihre Wunschvorstellung eines stark autoritären Staates und einer ebenso strukturierten Gesellschaft ein. Hierbei bieten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte für die selbsternannten ‚Lebenschützer*innen‘ und Gleichgesinnte. Viele der Themen, mit denen sich die AFD beschäftigt sind schon seit langem Teil der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Lobbyverbände wie „Christdemokraten für das Leben“ setzten sich seit Jahren in Deutschland und der EU für die Abschaffung straffreier Schwangerschaftsabbrüche ein. Rassistische Stimmungen, Gewalt gegen Geflüchtete und strukturellen Rassismus gab es auch schon vor der AFD!

Das Erstarken reaktionärer Kräfte beschränkt sich dabei nicht nur auf Deutschland. Auch anderswo feiern rechtpopulistische Parteien und Bewegungen mit antiemanzipatorischer Politik Erfolge, wie Beispiele in Frankreich, Polen oder in den USA zeigen. Sichtbar wurde dies unter Anderem in Polen, als christliche Rechte einen Gesetzentwurf einbrachten, der Schwangerschaftsabbrüche per se unter Strafe stellen sollte. Breiter, offener und wütender Protest konnte dies verhindern.

Klar ist in jedem Fall: Die erreichten Erfolge und Teilerfoge emanzipatorischer und feministischer Kämpfe sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen auch in Zukunft verteidigt und als Anknüpfungspunkt für weitere Veränderungen genutzt werden. Es ist Zeit, sich gemeinsam zu organisieren, zu vernetzen und emanzipatorische Forderungen auf die Straße zu tragen!
Darum:

Kommmt am 18.03.20147 um 12 Uhr nach Münster!“

Mehr Infos und unsere ausführliche Kritik findet ihr hier: gegen1000kreuze

Redebeitrag vom 3.Oktober 2016

2016

liebe Antifaschist*innen, liebe Freund*innen,
wir demonstrieren heute, weil wir die fremdenfeindliche, rassistische & nazistische Hetze unendlich satt haben – deshalb lautet auch das Motto heute: Schluss mit dem Nazischeiss!

In Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien wie die sogenannte Alternative für Deutschland, in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg Vorpommern und Berlin die 14 %-Marke knacken, scheint es leider nötiger denn je, vehement für eine Gesellschaft für alle einzutreten. Hat sich die AfD zu ihrer Anfangszeit noch als „eurokritische“ Partei der besorgten Bürger*innen darzustellen gewusst, scheint sie sich heute eindeutiger zu positionieren: sie mobilisiert nicht nur Wirtschaftsliberale & sogenannte Eurokritiker*innen, sondern auch Unterstützer*innen der Extremen Rechten. Mit diesem Klientel geht ein traditionelles und längst überholtes Familien & Frauenbild, welches vor dem vermeintlich bösem Gender Mainstreaming geschützt werden muss, & eine Ausblendung von Sexualitäten & Identitäten jenseits der heterosexuellen Norm einher. In ihrem Grundsatzprogramm¹ aus dem Jahr 2016 stellt die AfD die Ehe und Familie als „Keimzellen der bürgerlichen Gesellschaft“ dar – wobei unter Ehe immer eine heterosexuelle Partner*innenschaft zu verstehen & Familie als Kernfamilie mit Mutter, Vater und Kindern zu denken ist. Sie betonen ausdrücklich, dass jede Verbindung, die nicht zwischen Mann und Frau eingegangen wird, niemals die gleiche Anerkennung erlangen kann. Hinter restriktiven Forderungen wie „mehr Kinder statt Masseneinwanderung“ verstecken sich dann als Familienpolitik getarnte Ideen einer deutschen Volksgemeinschaft, die einen völkischen Nationalismus in Deutschland wieder aufleben lassen. Die Forderungen der AFD beziehen sich zudem z.B. auch auf den Sprachgebrauch – aus ihrer Sicht besteht keine Notwendigkeit einer reflektierten und gendersensiblen Sprache. Die Existenz verschiedenster Geschlechter wird so verschwiegen und missachtet. Sprache hat Auswirkungen auf unser Denken und unser Handeln. Wir finden es wichtig, uns mit den verschiedenen Formen von Sprache auseinanderzusetzen, um möglichst vielen Menschen Raum in und mit unseren Sprechakten zu geben und den Versuch zu starten den Unsichtbarmachungen von Personen z. B. aufgrund ihrer geschlechtlichen Identitäten entgegenzuwirken. Sprache schafft Realität und in der Realität, die die AfD durch ihre Sprache zu schaffen versucht, möchten wir nicht leben.

Eine ähnliche Position vertritt das Phänomen der PEGIDA, das sich dazu berufen fühlt deutsche Frauen* vor vermeintlich gefährlichen Migranten zu schützen. In ihrem Positionierungspapier² aus dem Jahr 2014 flennt PEGIDA aufgrund der von ihr imaginierten „nahezu schon zwanghafte[n], politisch korrekte[n] Geschlechtsneutralisierung“ der Sprache. Dass Sprache einerseits immer schon flexibel und wandelbar war, und andererseits auch Sprechakte gegen Diskriminierungen einen Gewinn für uns alle darstellen, scheinen auch die PEGIDA-Anhänger*innen nicht verstanden zu haben.

Ähnlich verhält es sich auch mit den lokalen Neonazis der Partei Die Rechte Hamm. In ihrem aktuellen bundesweiten Parteiprogramm³ stellt sie ihre Strategie der Emanzipation von Geschlechtern als Gleichberechtigung der Frau* durch die Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung dar. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um den Versuch Frauen* aus der privaten Sphäre von Care-Arbeit herauszuholen & in die öffentliche, immer noch männlich konnotierte, Arbeitssphäre einzubetten. Vielmehr sollen Frauen* durch einen sogenannten „Müttergehalt“ & eine damit einhergehende legitimierte Anerkennung von weiblicher Hausarbeit an Familie und Erziehung gebunden werden, um das Ideal der traditionellen Familie zu sichern.
Das Gefährliche an PEGDIDA, AfD und Co. ist für uns aber vor allem der Zuspruch aus der Mitte der Gesellschaft. Nicht ohne Grund hat die AFD in einigen Bundesländern einen Wahlerfolg aus dem Stand erreichen können: Menschen sehen ihre Inhalte, Einstellungen & Ressentiments in Landtagen und auf der Straße vertreten. Dies führt leider immer weiter zu einem Rückschritt im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit. Mehr Stimmen für diese Fraktionen bedeuten mehr Stimmen gegen ein selbstbestimmtes und freies Leben für uns alle.

Liebe Antifaschist*innen, wir sind heute hier zusammengekommen, weil wir es satt haben uns ständig gegen veraltete Traditionen und Geschlechterrollen behaupten zu müssen. Es nervt übersehen und untergeordnet zu werden, aber wir werden weiter kämpfen – Schluss mit dem Nazischeiss und her mit einer Gesellschaft, die für alle ist.

¹ https://cdn.afd.tools/sites/6/2016/05/28100239/2016-06-27_afd-grundsatzprogramm_web-version.pdf
² http://www.i-finger.de/pegida-positionspapier.pdf
³ http://worch.info/die-rechte/pdf/Parteiprogramm.pdf

28.5. Kundgebung gegen den Naziaufmarsch der Rechten in Hamm

Liebe Freund*innen, liebe Antifaschist*innen,
wir stehen heute gemeinsam auf der Straße, um gegen Faschist*innen Widerstand zu leisten. Wir wollen Widerstand leisten gegen Menschen, die jeden Tag aufs Neue versuchen unsere Freiheit mit ihrer menschenverachtenden Ideologie zu untergraben.

Am 4. Juni haben Neonazis rund um den sogenannten Tag der Deutschen Zukunft eine Demonstration in Dortmund angemeldet. Dort wollen sie einen migrantisch geprägten Stadtteil als Kulisse nutzen, um Deutschlands Zukunft vor herbeifantasierter Überfremdung zu schützen. Die Neonazi-Szene NRWs ist gut vernetzt, die Nazis in Hamm fungierten in der Vergangenheit bereits als Knotenpunkt der landesweiten rechten Strukturen. Die Hammer und die Dortmunder Szene stehen hierbei in besonders enger Verbindung zueinander – so ist der heutige Aufmarsch der Rechten in Hamm Teil der Werbekampagne für den 4.Juni in Dortmund.

Die Rhetorik einer vermeintlichen Überfremdung NRWs ist jedoch keinesfalls der extremen Rechten vorbehalten. Faschist*innen bewegen sich zurzeit durch ein Fahrwasser gesellschaftlichen Rassismus`, der Normalzustand geworden ist. Ein Normalzustand für ein Deutschland, in dem Flüchtlingsheime brennen und Asylsuchende Gewalt unter dem Jubeln einer Menge erfahren, die sich selbst als die deutsche Volksgemeinschaft inszeniert. Diese Deutschen sind der rassistische Auswuchs, der sich in der Mitte der Gesellschaft nicht eingenistet hat – nein, er ist aus ihr entstanden. Denn, auch wenn die Gestalten, die sich am Samstag in Dortmund versammeln werden, stets als Randphänomen abgetan werden, muss klar und deutlich gesagt werden: der Rassismus den Geflüchtete, Migrant*innen & Ausländer*innen jeden Tag aufs Neue erfahren, kommt aus einer latent fremdenfeindlichen Mitte.

Ein Deutschland, in dem jeder 4. Mensch in Sachsen die rechtspopulistische AfD gewählt hat, kann sich keine Willkommenskultur auf die Fahne schreiben. Diese Inszenierung wirkt umso widerlicher, wenn mensch die letzten Asylrechtsverschärfungen in Betracht zieht – strukturelle Gewalt tötet hier wie auch der Krieg in den Ländern, aus denen die kommen, denen wir Schutz bieten müssten. Abschiebung, verbarrikadierte Grenzen, Lagerstrukturen & die Festung Europa stehen für Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt. Während rassistische Parteien in jedem europäischen Land Zulauf erfahren, harren Geflüchtete in Camps aus, werden dort jeglicher Menschenwürde beraubt. Statt Verantwortung zu übernehmen, legt sich Europa eine faschistoide Partei nach der anderen zu und bangt um seinen Wohlstand – einen Wohlstand, den es sich mit Kriegen verdient hat.
Aber mit Rassismus kann die Bevölkerung umgehen, er gibt ihnen Halt. Dann kann sich der Durchschnitts Dummdeutsche auf die eigenen Werte besinnen. Und so entstehen in Hamm, wie deutschlandweit, Bürgerwehren und ähnlich menschenverachtende Zusammenschlüsse. Hier geben sich Sexismus und Rassismus die Klinke in die Hand, als Beschützer*in fühlt mensch sich wohl, die Beine breitbeinig unter den Stammtisch gestellt. Das ist nicht die Welt, die wir wollen – wir wollen für ein befreites Leben kämpfen, in dem jeder Mensch leben kann ohne Gewalt zu erfahren, ob durch den Staat oder durch die eigenen Nachbar*innen.
Deshalb wollen wir weiter kämpfen und auf die Straße gehen, um den Faschist*innen keinen Meter zu lassen. Widerstand ist Pflicht, heute und nächsten Samstag, immer und überall.

Keinen Tag der deutschen Zukunft, nicht in Dortmund, nicht in Hamm oder anderswo.

Laurie Penny & ihr Brief an die deutsche Linke

Im Rahmen unserer Kampagne Frauen* der Geschichte haben wir Laurie Penny, eine englische Bloggerin, Schriftstellerin und junge Feministin, vorgestellt. In ihren Büchern „Fleischmarkt“ und „Unsagbare Dinge: Sex, Lügen und Revolution“ nimmt sie erfrischend wütend u.a. den Sexismus in Medien und Gesellschaft, Schönheitsideale, sowie das verbreitete Bild der romantischen Liebe auseinander und stellt immer auch einen Bezug zu den kapitalistischen Herrschaftsverhältnissen, in denen wir leben, her.

Aus gegebenem Anlass sind wir angeregt uns aus einer anderen Perspektive mit ihr auseinanderzusetzen. Im Frühjahr 2016 hat Laurie Penny einen offenen Brief an die deutsche Linke verfasst, in dem sie auf ihr entgegengebrachte Antisemitismus-Vorwürfe Stellung nimmt.¹ Sie ist Unterstützerin der sogenannten „Boykott, Divestment and Sanction“-Kampagne², die sich gegen den Staat Israel als eine vermeintliche illegitime Besatzungsmacht richtet und diesen in eine Reihe mit dem ehemaligen Apartheidregime Südafrikas stellt. Es wird ein wirtschaftlicher, kultureller und politischer Boykott Israels gefordert. Die Bewegung, die aus dieser Kampagne heraus erwuchs, wird von einigen Kritiker*innen als antisemitisch eingestuft, da eine Illegitimität des Staates Israel als einen jüdischen Staat vermittelt wird. 3, 4

Wir möchten als vornehmlich antisexistisch und feministisch aktive Gruppe keine Positionierung diesbezüglich einnehmen, uns ist es dennoch wichtig kritisch die politischen Facetten von Frauen* und Gruppen zu hinterfragen, mit denen wir zusammenarbeiten oder auf die wir aufmerksam machen.

LAURIE

¹ https://www.facebook.com/lauriepenny/posts/541720199343009
² http://bds-kampagne.de/aufruf/aufruf-der-palstinensischen-zivilgesellschaft/
³  https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/broschucre-aktionswochen_final.pdf
4 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stiftung-aktiv/themen/gegen-as/antisemitismus-heute/chronik-antisemitischer-vorfaelle-2016/

Frauen*kampftag 2016

Mutige und selbstbewusste Frauen* feiern seit Jahrzehnten am 8. März den internationalen Frauen*kampftag. Clara Zetkin forderte bereits 1910 „keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“ für Frauen* weltweit. Lasst uns heute gemeinsam die Erfolge dieser kämpferischen Frauen* feiern! Wir freuen uns, dass es sie gab und gibt und dass sie durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit, trotz aller Widerstände, Geschichte geschrieben haben und weiterhin schreiben.

Reclaim Feminism

Heute müssen wir uns in anderen Kämpfen behaupten. Seit Beginn des Jahres zeigt sich wieder einmal der konsequente Rassismus und der strukturelle Sexismus der Mehrheitsbevölkerung. Opfer sexualisierter Gewalt erhalten in Deutschland und weltweit nicht ausreichend Schutz. Die Verfolgung der Täter*innen ist mangelhaft und Verurteilungen sind absolute Ausnahmen. Die Gesetzeslage hierzu ist katastrophal. Das Eindringen in den Körper eines anderen Menschen gegen deren ausdrücklichen Willen kann hierzulande gesetzeskonform sein. In einem Deutschland, in dem solche Gesetze herrschen, ist es nicht verwunderlich, dass die an Silvester vorgefallenen Übergriffe auf Frauen* lediglich zu einer abscheulich rassistischen Diskussion und menschenverachtenden Gesetzverschärfungen gegenüber Asylsuchenden führten. Das ist nicht unser Feminismus! Unser Feminismus kämpft für Gleichberechtigung und den Schutz von Schutzsuchenden, unser Feminismus ist antirassistisch. Unser Feminismus kennt keine Farbe der Haut, keine Herkunft, keine Grenzen.

Feminism for Everybody

Wir wollen heute allen Kämpfer*innen gegen menschenverachtendes Gedankengut und gegen tödliche Grenzen, allen mutigen Menschen, die sich für eine befreite Gesellschaft engagieren, und jeder Person, die sich nicht mit dem sexistischen Normalzustand zufrieden geben will, laut zu rufen: Wir feiern euch!

fkt
Unser Feminismus ist für alle da!

Unser Feminismus ist antirassistisch

Am 12. März wollen wir gemeinsam in Köln auf die Straße zu gehen, um zu zeigen, dass unser Feminismus keine Grenzen kennt!

12-Maerz-Pink

„Worüber geschwiegen wird

Das Jahr 2016 hat in vielen Städten Deutschlands mit Übergriffen auf Frauen* begonnen – auch in Köln. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen* ist in der Silvesternacht sichtbar geworden – unübersehbar in die öffentliche Debatte gezerrt. Wieso plötzlich das mediale Interesse? Die Thematisierung ist richtig und wichtig. Den Betroffenen der sexualisierten Übergriffe von Silvester – und aller sexualisierten Übergriffe, die alltäglich passieren –  muss jegliche gewünschte Solidarität und Unterstützung zukommen. Es ging dabei jedoch nicht vorrangig um die Benennung sexualisierter Gewalt, sondern um die vermeintliche Herkunft der Täter – und das unverhohlen rassistisch: Im Verlauf wurde schnell nicht mehr über Sexismus gesprochen, sondern über die Verschärfung des Asylrechts, Abschottung und Abschiebung. Ein gängiges Fazit: Nicht der Sexismus in diesem Land sei das Problem, sondern die zu uns Geflüchteten. Jedoch: Sexismus ist nicht nach Deutschland eingewandert, Sexismus ist hausgemacht. Er findet statt – schon immer, ständig und überall. Sexismus findet sich strukturell in unterschiedlich hoher Entlohnung, Benachteiligung aller Frauen*,  speziell von Transfrauen und Frauen* of colour, am Arbeitsmarkt oder in unterschiedlichen Belastungen, bspw. durch Kinderbetreuung wieder. Er findet sich ebenso in sexistischer Werbung und in den Seminaren von sogenannten „Pick-up Artists“, in den Männer lernen, wie sie Frauen* gegen ihren Willen verfügbar machen. Nicht gesprochen wird über sexualisierte Gewalt, die in den eigenen vier Wänden stattfindet. So finden 90% Prozent aller Vergewaltigungen im nahen Umfeld statt, von Verwandten, Bekannten und (Ex-)Partnern.  Nicht gesprochen wird über die alltägliche Sexualisierung und sexualisierten Übergriffe auf Frauen* of colour.

Worüber wir sprechen sollten

Statt sich in rassistischen Debatten über Täterschaft zu ergehen, sollte über die Funktion und Bedeutung von sexualisierter Gewalt und strukturellem Sexismus gesprochen werden – und das weltweit. Es sollte um den Rassismus und die andauernde Gewalt gegen Geflüchtete gehen, denn weiter gibt es täglich Anschläge gegen Unterkünfte.
Es muss über die Kriege gesprochen werden, an denen die BRD beteiligt ist. Über ihren brutalen Charakter, die Militarisierung nach Außen und Innen und ihre Fortsetzung in den Geschlechterverhältnissen. Diese Kriege vertreiben Menschen, zerstören ihre Lebensgrundlage und zwingen sie zur Flucht. Dafür trägt die menschenverachtende Politik der EU die Verantwortung – voran die BRD. Viele Frauen* und Kinder sind auf der Flucht und auf dem lebensgefährlichen Weg in Richtung Sicherheit und in den Geflüchtetenunterkünften in höchstem Maße sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Viele Frauen* und Kinder müssen zurückbleiben und werden durch die Beschlüsse der deutschen Bundesregierung, wie im Asylpaket II, in lebensgefährlichen Kriegsgebieten oder an Europas Außengrenzen der Gewalt überlassen. Denn die Asylrechtsverschärfung, die die Regierung als Reaktion auf die sexualisierte Gewalt verkaufen will, trifft in Wirklichkeit Frauen* und Kinder weltweit am härtesten.
Innerhalb Deutschlands sind wir schon seit Jahren mit einem Backlash (also einem Rückschritt bei den feministischen Errungenschaften) konfrontiert. Dabei stellen Entwicklungen wie ungleiche Lohnbezahlung, Herdprämie, die Proteste der sogenannten Lebenschützer*innen, homo- und transphobe Mobilisierungen gegen sexuelle Bildung und Antidiskriminierungsarbeit an Schulen sowie die Akzeptanz sexualisierter Gewalt nur eine kleine Auswahl dar. Aktuell werden diese in rassistischen und antifeministischen öffentlichen Debatten deutlich. Rechtspopulistische Parteien und neonazistische Gruppierungen erfahren einen Aufschwung, werden hoffähig gemacht und benutzt, um eine rassistische Politik durchzusetzen.

Was wir feiern

Wir feiern kämpferische Frauen* und Frauen* in Kämpfen, die zeigen, dass eine solidarische, befreite Zukunft möglich ist. So beispielsweise die Frauen, die in der Revolution im kurdischen Rojava im Norden Syriens aktiv sind.
Wir feiern alle, die in Frauen*häusern arbeiten oder Geflüchtete unterstützen.
Wir feiern all die mutigen Frauen*, Lesben, Trans* und Inter*personen, die sich einer hierarchischen Geschlechterordnung widersetzen.
Wir feiern all jene, die Zäune überwunden haben und die Festung Europa kurzzeitig ins Wanken gebracht haben – jetzt erst recht!
Organisieren wir uns global, ohne Grenzen!
Wir wollen eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne Ausbeutung, ohne Ausgrenzung, ohne den sexistischen und rassistischen Normalzustand. Wir wollen Solidarität und Respekt untereinander.
Es lebe die Verschiedenheit!
Im Rahmen des internationalen Frauen*kampftages wollen wir unseren Protest sowohl gegen Sexismus als auch Rassismus entschieden, laut und kämpferisch auf die Kölner Straßen tragen: Unser Feminismus ist antirassistisch – erst recht nach den Übergriffen der Silvesternacht.
Wir sehen uns bei der bundesweiten Demo am 12.3.2016 in Köln!“

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