Redebeitrag 3.Oktober 2015

Liebe Feminist*innen, liebe Freund*innen,

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wir von ultraviolett* – feministische Frauen*gruppe aus Hamm – freuen uns heute mit euch auf der Straße zu sein, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und für die Unterstützung von Geflüchteten zu setzen!

Derzeit sind knapp 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Dies ist die höchste Zahl, die jemals verzeichnet wurde. Und sie wächst weiter. 2014 wurden ca 14 Millionen Menschen zur Flucht getrieben – viermal so viele wie noch 2010. Jeden Tag machen sich 43000 Menschen auf den Weg auf der Suche nach Frieden, Sicherheit und einem neuen Leben. Mindestens 50 Prozent aller Flüchtlinge sind Frauen* und Mädchen*. Der Anteil weiblicher Geflüchteter die in Deutschland ankommen, liegt jedoch nur bei 25%, so dass sich in den Köpfen der meisten Deutschen der Stereotyp vom jungen, männlichen Flüchtling festgesetzt hat. Welche Probleme und Hürden führen also dazu, dass Frauen* es meistens nicht bis nach Europa schaffen?

Die Auflösung sozialer Strukturen einer Gesellschaft führt zur Zunahme der Gewaltbereitschaft. In vielen Bürgerkriegen gehören systematische Vergewaltigung von Frauen* und Mädchen* zur erklärten Kriegsstrategie. Frauen* verlassen ihre Heimat meist allein mit den Kindern und älteren Familienangehörigen weil ihre Ehemänner, Väter oder Brüder getötet, gefangengenommen oder als Rebellen oder Soldaten eingezogen wurden. Unter schwierigsten Bedingungen sichern diese Frauen* das Überleben ihrer Familien.
Aber sie sind nicht nur in Kriegs- oder Konfliktsituationen von Gewalt bedroht. Die spezifischen Fluchtgründe, rühren meistens daher, dass Frauen* den engen Rahmen ihrer gesellschaftlich zugewiesenen Rolle nicht einhalten können. Die fehlende Möglichkeit über sich selbst und den eigenen Körper zu bestimmen, sowie Unterdrückungsmechanismen, auch seitens der eigenen Familie, führen dazu, dass sich Frauen* auf eine gefährliche Flucht einlassen. Sie fliehen größtenteils vor nichtstaatlichen Repressionen wie zum Beispiel Zwangsverheiratung, Witwenverbrennung, Genitalverstümmelung und Zwangsprostitution. Verfolgung wird also meist an Normen geknüpft, die eng mit ihrer Sexualität und dem Ehranspruch der Familie zusammenhängen.

Ist die Flucht aus den Wirkungskreisen der Unterdrücker*innen gelungen, bleibt der weite Weg nach Europa, dennoch fast unmöglich. Da Frauen* selten allein und oft mit Kindern und Älteren reisen, führt ihre Flucht sie oft in nahegelegene Gebiete oder in Nachbarstaaten. Sie gehören also zu den Binnenvertriebenen. Da sie keine Landesgrenzen überschreiten, sind sie nicht durch internationale Abkommen geschützt, obwohl sie sich in sehr ähnlichen Situationen befinden, wie andere Geflüchtete. Die meisten Binnenvertriebenen leben in den Ländern Syrien, Kolumbien und Irak.
Frauen* wird während und nach der Flucht kein Schutzraum geboten. Die Lager sind meist überfüllt und schlecht ausgestattet. Frauen*, die mit ihrer Familie reisen, jedoch nicht in Begleitung eines männlichen Oberhauptes sind, haben Probleme als Haushalt anerkannt zu werden – dies führt dazu dass sie bei der Verteilung von Hilfsgütern und Lebensmitteln nicht beachtet werden. Schlechte Lichtverhältnisse bei Nacht, ungenügender Schutz vor Eindringlingen von außen und abgelegene sanitäre Anlagen führen außerdem dazu, dass Frauen* in ständiger Angst vor sexualisierten Übergriffen leben. Tatsächlich erfahren 70 % von ihnen sexualisierte Gewalt während ihrer Flucht.
Sollten Frauen* es doch über das Mittelmeer nach Europa schaffen, erwarten sie hier flüchtlingsfeindliche Hetze und rassistisch-sexistische Gesetze. Anspruch auf Asyl erhalten nur Menschen, welche vom Staat ausgehender Gewalt fliehen. Krasse Patriarchale Zustände und sexistische Gesetzgebungen sind nicht Grund genug, um in Deutschland ein neues Leben beginnen zu dürfen. Frauen*, die vor ehrbezogener Gewalt aus der eigenen Familie geflohen sind, fallen also nicht unter das Asylschutzgesetz, da dieses den Behörden zu Spielraum lässt bei der Entscheidung über angemessene Fluchtgründe.

Auch in Deutschland gibt es keine geschlechtsspezifische Betreuung von Asylsuchenden. Die unterschiedlichen Traumata der Menschen bleiben oft unzureichend behandelt. Frauen*, die sich im Migrationsprozess befinden, sind noch häufiger Gewaltsituationen ausgesetzt und haben oft weniger Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren. Diese verstärkte Verletzbarkeit liegt unter anderem daran, dass viele sich ihrer Rechte nicht bewusst sind, sich nicht informieren können bzw. sozial isoliert sind.
Wir von ultraviolett* fordern deshalb eine menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten, welche sich auch an geschlechtsspezifischen Belangen orientiert. Vertriebene sind keine homogene Gruppe, sie haben individuelle Bedürfnisse und verdienen das Recht, über ihr Leben selbst zu bestimmen. Es gibt zu wenig Infrastruktur und Sozialarbeiter*innen und der Staat ist hier dazu aufgerufen, mehr Mittel zu investieren. Geflüchtete brauchen geschützten Wohnraum, um hier mit ihren Familien ein sicheres Leben zu führen.

Aber wir fordern vor allem ein uneingeschränktes Bleiberecht für alle und damit auch ein Stop der Illegalisierung von Menschen*!* Ein geopolitischer Lösungsansatz weltweiter Konflikte, welche Hauptgrund für die Flüchtlingsströme sind, muss eine Staatengemeinschaft zu leisten bereit sein.
Gemeinsam stehen wir heute auf der Straße, um Solidarität zu zeigen. Wir wollen die menschenunwürdigen Zustände, in denen Geflüchtete leben, nicht länger akzeptieren. Wir wollen nicht länger aktzeptieren, was die Rhetorik der herrschenden Politik aus Geflüchteten macht. Geflüchtete sind nicht *Verursacher*innen* dieser Krise. Die Ignoranz, Abschottung und der Egoismus der westlichen Welt sind der Grund für das was wir heute Flüchtlingskrise nennen.

Flüchtlinge sind nicht das Problem, das Problem heißt Rassismus. Denn ein befreites und sicheres Leben ist für alle möglich!

Das Problem heißt Rassismus – Geflüchtete unterstützen

Unter dem Titel „Masseneinwanderung und Asylmissbrauch stoppen!“ wollen erneut Neonazis am 03. Oktober in Hamm aufmarschieren. Was passiert, wenn solche Parolen unkommentiert gelassen werden, zeigt sich derzeit wieder an den Zuständen , die in Deutschland und Europa herrschen.

Auf die rassistische Hetze von PEGIDA und Co anfang diesen Jahres reagierten große Teile der Politik und Bevölkerung mit Dialogbereitschaft, Verständnis und letztendlich einer weiteren Verschärfung des Asylrechts. Auch wenn PEGIDA mittlerweile an Einfluss verloren hat, hat es das dazugehörige Gedankengut definitiv nicht.
Meldungen von über 100 Toten an den EU-Außengrenzen, Anschläge auf Notunterkünfte oder Übergriffe auf offener Straße sind momentan leider eher die Regel als die Ausnahme. Über 200 Übergriffe auf Asylbewerber*innen gab es bereits in diesem Jahr und noch immer wird in diesem Zusammenhang das Kind nicht beim Namen genannt: Rassistischer Terror.

Auf den Tag genau 23 Jahre nach den Pogromen von Rostock-Lichtenhagen, haben im Rahmen einer Demonstration gegen angeblichen “Asylmissbrauch” über 300 Neonazis eine Geflüchtetenunterkunft bei Heidenau angegriffen. Dabei werden die Täter*innen solcher Anschläge als ,,Asylkritiker‘‘ bezeichnet und die Taten selbst regelmäßig relativiert und verharmlost. Die Polizei bleibt weitestgehend passiv und ein größerer gesellschaftlicher Aufschrei bleibt aus. Das beweist uns nur, dass ein zivilgesellschaftliches Engagement gegen derartige Zustände unbedingt nötig ist. Menschen, die eine lebensgefährliche Flucht auf sich nehmen, haben guten Grund dazu. Dass diese Menschen als Problem behandelt werden, während die Täter*innen an den Schreibtischen und auf den Straßen wenig Gegenwind bekommen, ist inakzeptabel und ein Zustand , den es abzuschaffen gilt!

Ebenso kritikwürdig bleibt die „Flüchtlingspolitik“ der EU und der öffentliche Diskurs darüber. Für die vielen Toten an den Grenzen werden hauptsächlich sogenannte „Schlepperbanden“ verantwortlich gemacht – dass diese für Flüchtende durch die Abschottungspolitik der EU überhaupt erst nötig werden, findet dabei keine Erwähnung.
Faktisch gibt es für Asylsuchende keine Möglichkeit, legal nach Europa zu kommen bzw. sich innerhalb Europas zu bewegen. Doch anstatt sichere, legale Einreisewege zu schaffen, die viele Gefahren einer Flucht nach Europa beheben würden, soll es einen militärischen Kampf gegen ebenjene „Schlepper“ geben. Leiden werden darunter einmal mehr diejenigen, die Schutz suchen.
Fragwürdig bleibt ebenfalls, warum staatlich finanzierte Rettungsoperationen wie „Mare Nostrum“ wegen angeblich zu hoher Kosten eingestellt, gleichzeitig aber Milliardenbeträge in Grenzsicherung und Abschirmung investiert werden. Beispielhaft dafür ist die von FRONTEX geleitete „Operation Triton“, die direkte Nachfolge von „Mare Nostrum“. Offizieller Auftrag ist hier nicht die Rettung von Menschenleben, sondern die Sicherung der EU-Außengrenze.

Dass gezielte Abschreckung statt humanitärer Hilfe die Taktik der Wahl ist, zeigt sich nicht nur an den Außengrenzen: Jüngst forderten Politiker*innen, in Bayern grenznahe Lager für Geflüchtete aus Balkanländern einzurichten – nur um sie schneller abschieben zu können und so zu zeigen, dass es für sie keine Zukunft in Deutschland geben wird.
Diese Politik ist symptomatisch für die Art und Weise, wie derzeit in Großteilen der Gesellschaft über Flüchtende gedacht wird: „Sie“ sind ein Problem, dem mensch sich besser schnell entledigt. Mord bleibt dabei sowohl für Politker*innen, als auch für „besorgte Bürger“ keine allzu ferne Option…
Wir können nicht akzeptieren, dass das Fehlen jeglicher Empathie als politischer Normalzustand gilt und das Sterben weiter geht. Dem Rassismus und Zynismus, der die öffentliche Debatte beherrscht, muss etwas entgegen gesetzt werden! Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass Anschläge wie in Sachsen, Brandenburg und Baden-Württemberg als „traurige Einzelfälle“ abgestempelt werden. Diese Ausschreitungen kommen nicht aus heiterem Himmel, sie haben System. Leute die von „Asylschmarotzern“ und vom „Boot, das schon lange voll ist“ reden, liefern die Grundlage für den Mob, der Brandsätze auf die Menschen wirft, die oft bereits das Schlimmste erlebt haben. 
Es reicht nicht, sich auf die scheinbare Existenz einer hochgelobten „Willkommenskultur“ zu verlassen. 
Das Problem heißt Rassismus und muss als solches erkannt und bekämpft werden!

Es gibt viele gute Gründe auf die Straße zu gehen – Wiedervereinigung und angeblicher „Asylmissbrauch“ gehören nicht dazu.
 Kommt am 03. Oktober nach Hamm und zeigt euch solidarisch mit Geflüchteten!

mehr unter: hamm.noblogs.org

Weltgeflüchtetentag

Seit 2012 hat sich die Zahl der Geflüchteten fast verdreifacht, weltweit sind 80-90 % von allen Geflüchteten Frauen* und Kinder. In Deutschland sind 30% der Geflüchteten weiblich. Grund für den niedrigen Anteil weiblicher Geflüchtete sind u.a. die sexistischen Ausgrenzungsmechanismen der Industrieländer, die weniger weibliche Geflüchtete aufnehmen, da sie als weniger mobil und weniger „nutzbar“ als Männer* gelten. Viele Frauen* müssen aus familiären Gründen in ihrem Gefahrenland bleiben oder bewegen sich nur als Binnengeflüchtete in die Nachbarländer. Darüber hinaus werden sie entweder nicht geduldet oder können die Flucht finanziell nicht ermöglichen. Wenn die finanziellen Ressourcen nicht ausreichen, sind viele Frauen* gezwungen sich in Form von Prostitution zu verkaufen. Viele Schlepperbanden nutzen diese hilflosen Situationen von Frauen* aus. In besonders schlimmen Fällen werden die Frauen* in Westeuropa auf unmenschliche Weise verkauft, wo sie den guten Beziehungen zu den jeweiligen Zoll- und Polizeibehörden unterliegen, sie werden unter brutalen Drohungen zur Prostitution gezwungen und ihnen wird jegliche Bewegungsfreiheit geraubt.

Junge Mädchen* und Frauen* flüchten meist erst, wenn sie wissen, dass ihnen keine Gefahr droht oder die Familie es zulässt. Dem wäre nicht so, wenn sie auf direktem und legalem Wege in das Zielland einreisen dürften. Die Angst vor sexualisierter Gewalt oder vom Mann* oder der Familie verstoßen zu werden ist zu groß, sie sind viel zu oft wehr- und hilflos. Vorfälle, wie zum Beispiel die Genitalverstümmelung dieser Mädchen* und Frauen*, zwingen sie zu bleiben. Sie werden eingeschüchtert von Ärzt*innen, Behörden und ihren Peiniger*innen.
Die Genitalverstümmelung gilt als Tabuthema und wird oft verschwiegen. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Genitalverstümmelungen auch in Deutschland praktiziert werden. Es sind allein in Deutschland 30.000 Frauen* betroffen. Zu unserem Erschrecken reichen Gesetze wie der §226a, welcher „Verstümmelung weiblicher Genitalien“ verbietet, nicht aus, da sogar deutsche Ärzt*innen rechtfertigen „unter besseren hygienischen Aspekten, Schmerzlosigkeit und Narkose“ Genitalverstümmelung durchführen zu können. Durch die ständige Aussetzung Diskriminierungen und den teilweise entsetzten Reaktionen von Gynäkolog*innen gegenüber betroffener Frauen* fühlen sie sich fatalerweise „unnormal“.

Auch in Unterbringungseinkünften in Deutschland wird kein sicherer Schutz für Frauen* gewährleistet. Sie sind dort fehlender Privatsphäre, räumlicher Enge und Lärm ausgesetzt. Zudem ist es keine Seltenheit, dass es auch in den vorhergesehenen „Schutzräumen“ zu verbaler und sexualisierter Gewalt kommt.

Wir fordern deshalb ganz praktisch:
Besseren Schutz für Frauen* in ihren Heimatorten, aber vor allem, dass sie in den Unterbringungseinkünften, nach den traumatischen Erlebnissen durch Verfolgung, Folter und Flucht Ruhe finden können!
Die Verbesserung der medizinischen und psychologischen Behandlungen!
Spezialist*innen, die kulturelles Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen können!

An dieser Stelle möchten wir an all diejenigen gedenken , die bei der Flucht ums Leben gekommen sind und an das Unglück am 19. April 2015, bei dem 800 Menschen ertranken – Darunter den 200 Frauen*.

70 Jahre Befreiung

Heute feiern wir den 70.Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und das Ende des menschenverachtenden Nazi-Regimes. Der 8.Mai 1945 bedeutete für viele Menschen in den Konzentrationslagern und Gefängnissen die Rettung, für viele kam diese Rettung zu spät.

Trotz der totalitären Herrschaft und der Brutalität des NS-Regimes taten sich dennoch Menschen zusammen, um Widerstand gegen den deutschen Faschismus und seine grausamen Taten zu leisten. Dieser Widerstandskampf war auch ein Kampf, der von Frauen* geführt wurde. Furchtlose Frauen* gaben Verfolgten ein Versteck, waren Fluchthelferinnen oder retteten Menschen direkt vor dem sicheren Tod in Konzentrationslagern.
Widerstand leisteten auch die Frauen* der Rosenstraße: Ihr tagelanger Protest richtete sich gegen die Inhaftierung von jüdischen Menschen in Berlin, die in „Mischehen“ (sic!) lebten. Das am 15.September 1935 in Kraft getretene „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ (sic!) untersagte Eheschließungen mit jüdischen Menschen und stellte diese unter Strafe – dieses Gesetz war Teil der antisemitischen und menschenverachtenden Hetze der Nazis. Es würdigte die Menschen herab, schränkte sie ein und führte im späteren Kriegsverlauf dazu, dass sie für Zwangsarbeiten abbestellt oder in den sicheren Tod deportiert wurden. Den Frauen* der Rosenstraße ist es aufgrund ihres öffentlichen Protests und ihres Muts gelungen, dass die Inhaftierten im März 1943 freigelassen wurden. Aufgrund lückenhafter Dokumentation kann nur davon ausgegangen werden, dass fast alle der 2000 Inhaftierten freigelassen wurden – herausragend ist allerdings, dass sogar 25 der Inhaftierten aus dem Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz wieder zurückgeholt und entlassen wurden.

Wir danken den Frauen* der Rosenstraße und allen Widerstandskämpfer*innen, die sich gegen den deutschen Faschismus gestellt und für die Befreiung gekämpft haben.

Wir gedenken aller, die ihrer Freiheit beraubt, verfolgt und systematisch ermordet wurden.

Wir stehen in derselben Verantwortung wie die Frauen* der Rosenstraße: Der Kampf gegen Faschismus und Rassismus liegt in unserer Hand. Wir müssen Widerstand leisten, um deutsche Zustände zu bekämpfen!

Für eine befreite Gesellschaft für alle!

1000-Kreuze – Nicht schon wieder!

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Auch im März 2015 werden wieder fundamentalistische Christ*innen mit weißen Holzkreuzen bewaffnet durch Münster ziehen, um betend, singend und schweigend ihre Verachtung gegenüber allem auszudrücken, was nicht ihren Normen entspricht. Der von „EuroProLife“ organisierte ‚Gebetszug‘ richtet sich in erster Linie gegen Schwangerschaftsabbrüche und damit gegen das Selbstbestimmungsrecht von schwangeren Personen. In der Kritik stehen aber unter anderem auch Verhütung, Sex vor der Ehe, Homosexualität und queere Geschlechtsidentitäten. Der Kampf um reproduktive Rechte dient als Kristallisationspunkt für eine umfassende konservative Kulturkritik an der Gesellschaft. Durch das Aufgreifen von Themen der Familienpolitik und Sexualmoral und das Schüren von Angst vor dem Aussterben des weißen ‚deutschen Volkes‘ werden außerdem konservative bis extrem rechte völkische Gesellschaftsbilder produziert und bedient.

Wir fordern das Recht auf geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung. Wir fordern die freie Entscheidung für oder gegen Kinder – und zwar nicht nur für diejenigen, die in dieser Gesellschaft privilegiert sind (z.B. weiß/ ‚gesund‘/ ‚deutsch‘/ reich/ cis/ hetero) – sondern für Alle!

Wir fordern die uneingeschränkte Entscheidungs- und Handlungsfreiheit schwangerer Personen und einen sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen!

mehr unter: http://gegen1000kreuze.blogsport.de/

Frauen*kampftag 2015

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„Heraus mit dem Frauenwahlrecht!“ – vor über hundert Jahren kämpften engagierte Frauen* aller Sozial- und Altersschichten für ihr fundamentales Recht auf politische Mitbestimmung. Für ihr Recht zur Wahlurne zu schreiten und eine Stimme abzugeben, welche Gewicht hat. Die Idee des internationalen Frauen*kampftages begann mit Clara Zetkin 1911 und auch heute noch ist dieses Datum für Frauen* weltweit ein Grund auf die Straße zu gehen, zu kämpfen, zu feiern.
Wir wollen die Wichtigkeit und Bedeutung dieses historischen Tages hervorheben und dabei auf die Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam machen!

Das Selbstbestimmungsrecht der Frau*, das Recht darauf über ihren eigenen Körper zu entscheiden wird in unserer heutigen Gesellschaft nicht nur immer wieder in Frage gestellt, sondern von allen Seiten regelrecht attackiert. Ob aus religiösen, persönlichen oder politischen Gründen, stets wird der weibliche Körper in den Mittelpunkt von Anfeindungen gerückt. Die Intimsphäre der Frau*, wird zur gesellschaftlichen Schaubühne, an der sich Ehre und Anstand messen lassen.

Das moderne Frauen*bild schlägt sich in so gut wie allen Medien und Werbungen nieder und die Botschaft ist eindeutig: Sex sells. Aber nicht nur, dass diese unerreichbaren Idealbilder von Schönheit und wie ein Körper auszusehen hat, bereits Elfjährige in den Diätwahnsinn treibt, auch die Zahl von sexuellen Übergriffen hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. In der EU hat jede dritte Frau* seit dem Alter von 15 Jahren eine Form des körperlichen und/oder sexuellen Übergriffs erlebt. Ein Fünftel der Frauen* in einer heterosexuellen Beziehung geben an, dass es in dieser ebenfalls zu gewalttätigen Übergriffen gekommen ist, wie eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zu Gewalt gegen Frauen* belegt. Trotz dieser erschreckenden Zahlen sieht sich die derzeitige Bundesregierung und insbesondere Justizminister Heiko Maas nicht in der Pflicht zu handeln. Der Paragraph 177 im Strafgesetzbuch verlangt für eine Vergewaltigung stets körperliche Gewalt. Ein NEIN reicht nicht aus. Im August 2014 ist die Istanbulkonvention – ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen* und häuslicher Gewalt – in Kraft getreten. Deutschland hat dieses Papier, welches bereits 2011 ausgearbeitet wurde, zwar unterschrieben, jedoch nicht ratifiziert. Das Justizministerium sieht hier keinen Handlungsbedarf.

Der Umgang unserer derzeitigen Regierung mit dem wachsenden Problem der sexuellen Übergriffe ist inakzeptabel. Wir fordern eine Änderung der staatlichen Definition von Vergewaltigung und eine Justiz, die sich stärker mit diesem Problem und der Opferperspektive befasst! Denn Nein heißt Nein.

Heute ist der Internationale Frauen*kampftag! Ein Tag, an dem wir zusammen stehen wollen und stolz auf uns und unsere Körper sind. Fernab von zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu blond oder brünett und was es nicht noch alles für verquere Vorstellungen von Weiblichkeit gibt. Gemeinsam können wir kämpfen, gemeinsam wollen wir unsere Stimmen erheben.

Für den Feminismus, für die Freiheit

Ten years later

Auch nach 10 Jahren kein Vergeben, kein Vergessen!

Wir erklären uns solidarisch mit dem Aufruf der Antifaschistischen Aktion Hamm – geschlossen am 28.März nach Dorstfeld!

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Am 28.03.2015 jährt sich zum zehnten mal die Ermordung des Punks Thomas “Schmuddel” Schulz durch den Naziskin Sven Kahlin. Zum Gedenken an Schmuddel und aller Opfer von rechter Gewalt findet Samstag, d. 28.03., in Dortmund eine Demonstration statt.
Diese wird unter anderem auch durch Dortmund-Dorstfeld laufen, einem Stadtteil in dem viele Dortmunder Nazis wohnen.

Am gleichen Tag will auch die “Partei” “die Rechte” dort eine Kundgebung mit Rechtsrockkonzert abhalten, und so das Gedenken an die Toten verhöhnen. Das werden wir so nicht hinnehmen!

Kommt am Samstag nach Dortmund, auf nach Dorstfeld!

Kein Vergeben! Kein Vergessen!

mehr unter: http://dortmund.blogsport.de/

Geschlossen gegen PEGIDA und fremdenfeindliche Hetze

Gemeinsam friedlich und entschlosssen Faschist*innen entgegentreten – jederzeit und überall!

Ultraviolett* zieht ein positives Fazit nach der Demonstration am 9.02.2014 unter dem Motto „Für eine solidarische Gesellschaft – gegen PEGIDA und fremdenfeindliche Hetze“. Mit zeitweise über 500 Menschen haben wir gemeinsam lautstark unseren Protest kundgetan. In insgesamt 3 Redebeiträgen wurde die PEGIDA und ihre rassistische Hetze enttarnt. Im ersten berichteten zwei Geflüchtete von „Jugendliche ohne Grenzen“ von ihren persönlichen Erfahrungen. Danach folgte der Redebeitrag von ultraviolett*, der sich mit den sexistischen Strukturen der PEGIDA auseinandersetzt. Zum Abschluss analysierte der haekelclub590 die Widersprüche innerhalb der rassistischen Bewegung. Es war großartig mit so vielen verschiedenen Menschen – unter anderem der evangelischen Kirche und den kurdischen Aktivist*innen – auf die Straße zu gehen und gemeinsam für mehr Freiheit und Toleranz zu demonstrieren. Wir freuen uns auf das nächste Mal!

Für eine solidarische Gesellschaft – Geschlossen gegen PEGIDA und fremdenfeindliche Hetze

Gemeinsam mit dem antifaschistischen Jugendbündnis haekelclub590 und der Flüchtlingsinitiative Jugendliche ohne Grenzen rufen wir für den 9.02.zu einer Demonstration unter dem Titel “Für eine solidarische Gesellschaft – Geschlossen gegen PEGIDA und fremdenfeindliche Hetze” auf. Los geht es um 18:00 am Hammer Hauptbahnhof. “Wir beobachten mit Sorge die Entwicklungen sogenannter Bürgerbewegungen wie PEGIDA oder HOGESA” stellen die Akteure des haekelclub590 klar. “Deshalb wollen wir für eine offene und tolerante Gesellschaft auf die Straße gehen”. Unterstützung erhält der haekelclub590 von den Jugendlichen ohne Grenzen, einem selbstorganisierten Zusammenschluss von Flüchtlingen, sowie der feministischen Gruppe ultraviolett*. “Wir fordern alle Menschen in Hamm auf, geschlossen auf die Straße zu kommen und Ausgrenzung und Unterdrückung eine klare Absage zu erteilen!”
Zum Hintergrund:
Seit mehreren Wochen erhält die rassistische “Pegida”-Bewegung vor allem in Dresden, aber auch in ganz Deutschland, mehr und mehr Zuspruch. “Dem ausgrenzenden Gedankengut des selbsternannten Volkes und der alltäglichen Hetze gegen Muslime und Asylsuchende setzen wir das Modell einer solidarischen Gesellschaft entgegen.”
In NRW gab es bereits die Protestaktionen der HOGESA, die randalierend durch Köln zogen. Und es gibt bereits mit DÜGIDA eine Adaption der Dresdener Bewegung in Düsseldorf. Angemeldet werden die sogenannten Spaziergänge von rechten Kadern. Dabei versammeln sich Mitglieder von ProNRW, NPD und der Partei “Die Rechte”. Auf Facebook gibt es seit neustem wieder eine Seite unter dem Titel HAMMGIDA. Es steht zu vermuten, dass hinter der Seite die Neonazipartei “Die Rechte” steckt. So bewirbt sie die Seite mit ihren Accounts und auch der Sprechduktus erinnert stark an “Die Rechte”. Auch für HOGESA übte sich die Partei in Unterstützung. “In diesen neuen rassistischen Bewegungen sehen Neonazis ein willkommenes Betätigungsfeld, in dem sie ihre rechten Parolen in die angebliche Mitte der Gesellschaft tragen” warnt der haekelclub590.